Faces of Books - Ansichten
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Herzliche Grüße,
Norbert Schreiber
Anarchie im Altenheim
Das Alter hat einige Tücken. Aber mit etwas Humor gibt es mehr zu lachen denn je. Mit stolzen 90 Jahren hat Alan Bennett eine quietschvergnügte Komödie über Anarchie im Altersheim
geschrieben.
Die Seniorenresidenz Hill Topp hat wahnsinnig viel zu bieten: einmal die Woche trockenen Sherry, Ausflüge zum Flamingo auf dem lokalen Bauernhof und einen Hausmeister, der nicht nur Fenster putzt,
sondern auch sexuelle Dienste für alle Geschlechter anbietet. Zähne, Perücken und Gesprächsfäden gehen regelmäßig verloren oder werden in wilde Tauschgeschäfte verwickelt. Dann greift plötzlich das
Coronavirus um sich und befördert als Erstes das Personal ins Krankenhaus. Im unbeaufsichtigten Domizil bricht die Anarchie aus – und wenn es die Arthritis zulässt, wird heftig gehüpft und so manches
Freudenfeuer entzündet. WAGENBACH
ATOM - eine deutsche Raketengeschichte
London zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Eigentlich will Simon Batley nie wieder mit dem britischen Geheimdienst zu tun haben. Jahre zuvor, als Physikstudent in Berlin, arbeitete er ihm zu, naiv und undercover. Das führte zu einer Katastrophe, die Batley nie ganz verstand, auch seine große Liebe zu seiner Kommilitonin Hedi von Treyden endete jäh. Doch der Krieg ändert alles. Agent Batley stößt auf die Spur einer neuen Waffe der Deutschen, von nie gekannter Zerstörungskraft. Bald darauf, instruiert von Niels Bohr und Rudolf Heß, reist er als Spion nach Lissabon – und schließlich ins Dritte Reich. Er will den mysteriösen Hans Kammler aufspüren: Der ist als Chefplaner von unterirdischen Forschungsstätten und geheimen Waffenprogrammen einer der mächtigsten Nazis. Während Batley versucht, vor den Sowjets und den USA an die deutsche Technik und an Kammler zu kommen, folgt er auch einer persönlichen Mission: Er will Hedi wiederfinden und endlich klären, was damals in Berlin geschah. Steffen Kopetzkys Roman erzählt von der Jagd nach der Atomtechnik, der Spur eines Phantoms – und einem Mann, der zwischen Schuld, Liebe und Hoffnung steht. (Rowohlt Berlin)
Schreiben im Suff - eine Trinkergeschichte
Sebastian ist Trinker. Er schreibt Kurzgeschichten. Sein nicht aufregendes Leben finanziert er mit einem schmalen Literaturstipendium. Doch nach und nach nimmt sein immenser Alkoholkonsum zu. Von Tag zu Tag. Entweder kauft er jede Menge Bier im Tankstellenshop. Oder er steht an der Theke im Beisel und trinkt Wodka, um eine wachsende Depression zu verscheuchen. Auch eine Liebesgeschichte hilft ihm nicht weiter. Es gefällt ihm zwar, dass das Paar gemeinsam im Bett sich Lyrik vorliest und beide sich dabei in einem „lyrischen Schlafzimmer“ als anwesend empfinden. Doch diese Situation mit dem Alkoholiker zu Hause erträgt Irene dauerhaft nicht und verschwindet.
Langsam aber sicher geht Sebastian das Stipendiengeld aus. Verzweifelt sieht er seine Situation. Zwar erkennt er, dass die Literatur und der zeitgenössische Roman, die Novelle oder Erzählung heute
von den Lesern nicht gerade reihenweise konsumiert werden, sondern eher gefällige Krimis oder Fantasy-Schinken marktgängig sind. Aber das hält ihn nicht ab, an seinen eigenen Schreibversuchen
festzuhalten.
Trübsinnig und starr sind seine Blicke an die Decke gerichtet. Sein Alkoholspiegel steigt und steigt. Am schlimmsten sind für in die Räusche, wenn er des nachts am Buffet gestanden ist. Die Notizen für sein Manuskript zu Hause müssen daher lange auf ihn warten. Er reflektiert zwar die großen Trinker der Literaturgeschichte: Josef Roth, Jack London, Charles Bukowski und öffnet sich dabei ein Bier, aber diese Erkenntnis führt bei ihm zu nichts. Er stellt sich die Frage: War ich ohne einen einzigen Menschen gewesen und hatte darum zu trinken begonnen? Oder hatte ich zur Flasche gegriffen und war deshalb einsam?
An manchen Tagen sieht er die Bedeutungslosigkeit der Literatur ganz klar vor Augen, das hilft ihm aber nicht weiter. Auch nicht die Literatursendungen im Radio, die wieder einmal einen Großschriftsteller in den literarischen Himmel heben. Für ihn ist nach und nach klar: mit seinen Werken ist kein Geld zu verdienen. Für ihn bedeutet das, als Kleinschriftsteller muss er bescheiden leben, aber er lebt. Sebastian bringt die Kraft und Disziplin nicht mehr auf, sich an den Schreibtisch zu setzen, die Kurzgeschichte zu Ende zu verfassen, und damit auch dem Literaturstipendium zu entsprechen. Er war nur noch Trinker. Sonst nichts. Sebastian wird in die Psychiatrie eingeliefert, dort wird er behandelt. Wieder entlassen, fragt er sich, wie sein tristes Leben weitergehen könnte? Der verhinderte Autor greift zu seinem Spiralblock, der seine Notizen sorgsam verwaltet hat. Und nun drängt sich tatsächlich der Stoff auf: Sebastian musste ja nichts neu erfinden, einfach seine letzten Trinkerjahre in aller Ausführlichkeit niederschreiben: „Meine Vergangenheit begann sich bereits wundersam zu verwandeln, sie wurde für mich schön.“ Ziel erfüllt!
Diese Novelle reiht sich ein in die Vielzahl der Bücher, in denen Autoren sich mit ihrem eigenen Trinkerschicksal auseinandergesetzt haben, realistisch oder fiktional. Das Thema könnte vor lauter Tag für Tag-alkoholgeschwängerter Atmosphäre langweilen. Aber in diesem Fall tut das Schicksal des jungen Autors dies nicht. Von Seite zu Seite ist man gespannt darauf, wie sein Trinkerleben im letzten Kapitel enden wird. Es ist dem Autor gelungen, den Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite zu halten, obwohl gar nicht einmal so viel an Handlung unterwegs ist und auch kein Personen-Panoptikum in dieser Novelle vorkommt. Ein gelungenes Selbstporträt über ganz andersartige Feuchtgebiete.
Sebastian Vogt TRINKERGESCHICHTE Drava Klagenfurt
Sebastian Vogt, 1969 in Wien geboren, studierte Medizin- und Philosophie in Wien ohne Abschluss. Seit 2008 ist er freier Schriftsteller und lebt in Wien.
Dichte Dichter
60 Gäste waren literaturhungrig-und-durstig
Norbert Lewandowski
Norbert Schreiber
Der Verleger Michael Krüger muss es wissen. In seinem Buch „Literatur und Alkohol“ analysiert er trocken: „Wer schreibt, trinkt auch. Ein Alkoholnebel liegt über der Weltliteratur.“ Goethe hatte immer genug Weinvorrat im Keller. Er zählt zu den „Lusttrinkern“ wie Dürrenmatt, Zuckmayer, Walser und Heinrich Heine. Dann gibt es die irischen Autoren Joyce oder Beckett zum Beispiel. Kein Wunder, dass sie zur Flasche greifen, weil sich über Irland ständig Regenwolken sammeln und die Stimmung verdüstern.
Charles Bukowski oder Edgar Allan Poe, Vertreter der amerikanischen Literatur sind auch Permanent-Trinker. Krimiautoren lieben scharfe Getränke, Georges Simenon oder Jörg Fauser waren dem Alkohol
zugetan. Auch die verzweifelten Autoren wie Fallada, E.T.A. Hoffmann oder Uwe Johnson schrieben ihre Werke keineswegs „trocken“. Das umfängliche Werk der amerikanischen Thrillerautorin Patricia
Highsmith wäre ohne Mixgetränke niemals zustande gekommen. In Ihren Notizbüchern hält die Autorin von 22 Romanen fest: „„Ich widme dieses Notizbuch dem Alkohol in all seinen verzaubernden
Erscheinungen, seinen schönen Formen, seiner beseelenden Kraft, mit der er den dunklen, dichten Vorhang der Realität zerreißt, so dass der Mensch das wahre Ausmaß seiner Phantasie erkennen kann,
seiner Kraft Schmerzen zu lindern und denen Mut zu spenden, die ihn nötig haben.“
Norbert Schreiber arbeitet seit mehr als 55 Jahren als Journalist und Autor. Für die ARD war er als Korrespondent, Redakteur, Moderator und Reporter in den Programmbereichen Politik, Zeitgeschehen und Kultur tätig. Er veröffentlichte zwölf Bücher zu den Themen Demokratie, Europa, Russland und Tschechien.
Norbert Lewandowski lebt und arbeitet als Journalist und Reiseschriftsteller in München. Der Theodor-Wolff-Preisträger ist Herausgeber der Reihe Merian porträts,
hat mehrere Reiseführer verfasst, das Haus Wittelsbach und König Ludwig II porträtiert sowie Bücher über Wein, insbesondere die größten Rieslinge der Welt geschrieben.
Honorarverzicht ermöglichte hohes Spendenaufkommen für den Erhalt von Schloss Buchenau
GRU - der Militärgeheimdienst Russlands
Das Buch stellt erstmals für einen breiten Leserkreis die Geschichte der GRU von ihrer Gründung 1918 bis heute dar. Matthias Uhl kann dabei auf Dokumente aus dem legendären Archiv des Militärgeheimdienstes zurückgreifen. Zudem lüftet er die Identität des GRU-Agenten »Murat«, der Moskau in den 1950er und 1960er Jahren Hunderte streng geheime Unterlagen aus dem NATO-Hauptquartier geliefert hat. Und er beleuchtet Operationen und Spionageaktionen während des Kalten Krieges und des heutigen Russlands – bis hin zu Mordanschlägen in Westeuropa sowie zum Einsatz der GRU bei der Besetzung der Krim und im Ukraine-Krieg. Verlag Wbg THEISS
La douce france: Fronkreisch
Kaum ein anderes Land zieht uns so sehr an wie Frankreich – aber wie genau kennen wir unseren wichtigsten Nachbarn eigentlich? Nadia Pantel wirft einen ganz neuen Blick auf Leben, Kultur und Gesellschaft des Landes – und zwar anhand des populärsten französischen Exportguts, des Essens. Sie führt uns in vertraute und unbekannte Gegenden und zeigt mit wunderbarem Charme und Witz, wie eng in Frankreich Essen mit Politik, Gesellschaft und Geschichte verbunden ist. ROWOHLT BERLIN
Literatur statt Dolce vita
Stephan Oswald behandelt in seinem neuen Buch »Rückkehr nach Rom« die schwierige Neujustierung der deutsch-italienischen Kulturbeziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg.
Das wechselseitige Verhältnis zwischen Deutschland und Italien im 20. Jahrhundert hat auch die Geschichte der Deutschen Akademie, der Villa Massimo, in Rom geprägt. Seit 1913 heißt diese Kunstschaffende und Schreibende willkommen und bietet Stipendiatinnen und Stipendiaten die Möglichkeit, ihren Projekten nachzugehen. Sie entstand durch die großzügige Stiftung des jüdischen Berliner Unternehmers Arnhold und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die Oswald in seinem neuen Buch beleuchtet. (Verlag zuKlampen)
Wasser - das neue Gold?
Wir leben auf heißen Pflastern: Superelement Wasser effizient nutzen
In diesem Buch geht es um die wichtigste Ressource unserer Erde: Wasser! Und zwar, weil es der Schlüssel der Natur ist und in Gärten, auf land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken, in
Siedlungsräumen und generell auf Landschaftsniveau besondere Beachtung verdient. Gerade die immer häufiger auftretenden Wetterextreme, die dazu führen, dass Wasser oft entweder Mangelware oder
Überfluss vorhanden ist, zwingen uns, das Thema genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn: Wasser ist zwar für uns alle lebensnotwendig, doch es kann auch zum Problem werden, z. B. wenn es vom Boden
nicht mehr aufgenommen werden kann, weil viele Flächen so stark baulich verändert wurden.
Und genau hier setzt die Autorin Sigrid Drage mit ihrem Buch an: bei der Gestaltung von Flächen. Ob dem eigenen kleinen oder größeren Garten, den Grünflächen in der Gemeinde oder auch auf größeren
landwirtschaftlichen Flächen: Wir müssen uns um ein funktionierendes Wassermanagement kümmern. (LÖWENZAHN)
Gleich vorneweg ein überzeugendes, attraktiv aufgemachtes, vielfarbiges, unglaublich informatives Buch. Über eines unserer drängendsten Probleme, denn Wasser wird knapp und Wasser wird immer
teurer. Die Autorin geht grundlegend davon aus, dass vom Element Wasser alles abhängt. Sie führt uns dann in das Thema Gartenlandschaft und Kreisläufe ein. Die Wasserkreisläufe sind
hochsensibel und schnell zerstört. Die Autorin plädiert für ein dynamisches Gleichgewicht durch Permakultur. Was ist das? Es geht darum, in der Zukunft robuste und angepasste Landschaften und
Lebensräume zu erhalten. Die Permakultur nimmt sich natürliche Ökosysteme als Vorbild, zum Beispiel Wälder, in denen hohe Produktivität mit Vielfalt einhergeht. Das System kann sich aus eigener Kraft
erhalten und ernährt dabei eine Vielfalt von Lebewesen. In einem Glossar werden die wichtigsten Begriffe in aller Kürze erklärt, so dass auch der Nicht-Biologe, weiß worum es geht. Das Buch müsste
allen Gärtnerinnen und Gärtnern auf den Nachttisch gelegt werden, übrigens aber auch ein wunderbares Geburtstagsgeschenk für Menschen, die einen grünen Daumen haben oder in entwickeln wollen.
Sigrid Drage Mit allen Wassern gewaschen. Alles über Wasser im Garten, Kreisläufe, Humusaufbau, Wasserspeicher - mit Permakultur zu einer klimafesten Gartengestaltung Löwenzahn
Sigrid Drage ist leidenschaftliche Permakulturistin. Die promovierte Ökologin unterrichtet seit 2012 bei der Permakultur-Akademie im Alpenraum und war bis 2022 für den Biodiversitäts-Hof von Sonnentor zuständig, dessen Flächen nach den Prinzipien der Permakultur kultiviert werden. Seit 2023 ist sie Teil eines Gemeinschaftshofes und ist dort für die Permakultur-Landwirtschaft zuständig, die in Teamarbeit durch ein ausgeklügeltes Wasserleitsystem aufgewertet wurde. Ihre Mission? Vielfalt erhalten, nachhaltige Lebensräume schaffen und einen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft leisten.
Sigrid Drage Mit allen Wassern gewachsen
Alles über Wasser im Garten: Kreisläufe, Humusaufbau, Wasserspeicher - mit Permakultur zu einer klimafesten Gestaltung
Politischer Frühling mit Merz?
Friedrich Merz steht vor gewaltigen Aufgaben. Während Trump und Putin die alte Weltordnung zerstören, droht die AfD die politische Mitte in Deutschland zu sprengen. Der neue Bundeskanzler will ganz anders regieren als die abgewählte Ampel-Koalition. Dabei sind die Herausforderungen, an denen die Ampel krachend gescheitert ist, dieselben geblieben: Wirtschaftskrise, Klimawandel, Migration und Aufrüstung der Bundeswehr. Ist Friedrich Merz, der bislang keine Regierungserfahrung hat und schon angeschlagen sein Amt antritt, seiner Aufgabe gewachsen? Und was muss er aus dem Desaster der Ampel lernen, um die vielleicht letzte Chance zu nutzen, unsere Demokratie vor dem endgültigen Aufstieg der extremen Rechten zu bewahren? In dieser entscheidenden Phase der deutschen Politik erzählt Bestsellerautor Robin Alexander die Geschichte hinter den Kulissen: von Merz‘ Tabubruch mit der AfD und Geheimgesprächen mit Olaf Scholz bis hin zum Drama um das Billion-Schuldenpaket. Ein packend erzähltes Buch, das zeigt, warum die politisch Handelnden in einer zersplitterten Parteienlandschaft und einer aufgeheizten Öffentlichkeit immer weniger imstande sind, die großen Herausforderungen zu bewältigen. (PENGUIN)
Friedrich Merz: Auf der Suche wonach?
Können wir uns auf diesen Kanzler verlassen? DAS Buch, das Merz erklärt
Die Republik ist nervös und zerstritten – und sie sieht sich stärker werdenden inneren und äußeren Feinden gegenüber. In einer Zeit, in der autoritäre Regime weltweit an Einfluss gewinnen, sehnen sich viele Menschen nach einem Konservatismus, der sowohl das Land stabilisiert als auch den Autoritären die Stirn bietet. Aber ist der neue Kanzler ein solcher Konservativer? Oder ist auch Friedrich Merz auf dem Weg dahin, alte Gewisseheiten der parlamentarischen Zusammenarbeit zu zerschlagen, um schnelle Antworten auf die geopolitischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu liefern? Kann er große Zukunftsthemen vorantreiben, die Europa stärken? Wie geht Merz mit dem Reizthema Migration um - mäßigend oder eskalierend? Und was hat all das mit seinem persönlichen Werdegang zu tun? Niemand kann diese Fragen besser beantworten als Mariam Lau, die Friedrich Merz seit Jahren als Berichterstatterin bei der ZEIT begleitet.
Was ist bloß mit Deutschland los...?
Was ist eigentlich los? Nichts ist mehr so wie früher, die Zeitenwende kehrt sich im Alltag gegen uns und im großen Ganzen gegen jegliche Vernunft. Vegane Essgestörte saufen sich mit drei Litern
Wasser am Tag H2-ready, um sich selbst und ein bisschen auch das Klima zu retten. Greenwashing, Pinkwashing und Brainwashing regieren die Welt, und dazwischen versuchen alle, noch rechtzeitig einen
Opferstatus auf der Titanic zu beantragen (Rowohlt Berlin)
Alles fließt - auch die Flüsse
Sind Flüsse bloße Materie und Ressource für Menschen und Tiere? Keineswegs, sagt Robert Macfarlane: Sie sind eigenständige Lebewesen mit Rechten. Flüsse sollen frei von Verschmutzung fließen – und ein gesundes, von Menschenhand ungestörtes Ökosystem entwickeln dürfen. Mit diesem radikalen Konzept nimmt uns Macfarlane in seinem neuen Buch mit auf eine globale Reise, die unser Bewusstsein verändern wird. (Ullstein)
Dreht sich die Welt nur noch RECHTSrum?
Parteien und Bewegungen der radikalen und extremen Rechten sind auf Erfolgskurs. Sie gewinnen Wahlen bilden Regierungen und beeinflussen öffentliche Debatten. Rechtspopulistische Parteien, die
vordergründig die Demokratie bejahen, ebnen Themen und Akteuren der äußersten Rechten den Weg in Institutionen und Diskurse. Dort, wo sie an der Macht sind, werden die Demokratie und der Rechtsstaat
in Mitleidenschaft gezogen. Der Politikwissenschaftler Marcel Lewandowsky zeichnet die Geschichte der Rechten nach dem Zweiten Weltkrieg nach, erläutert die Ursachen für ihre neuerlichen Erfolge und
erörtert ihre Auswirkungen auf die Demokratie.
C.H.Beck
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Wie kann MEMORIAL überleben?
Im Oktober 2022 erhält die Menschenrechtsorganisation MEMORIAL den Friedensnobelpreis. Noch am selben Tag wird die Beschlagnahmung des Büros in Moskau angeordnet. Nach der Razzia prangt überall auf Möbeln und Materialien der Buchstabe «Z»: ein Mahnmal. Der Welt ist das Netzwerk MEMORIAL durch seine beispiellose Aufklärungsarbeit bekannt, Moskau jedoch sieht in ihm vor allem eins: Einen Störfaktor, den es auszuschalten gilt. Es ist nicht der erste Angriff auf das Gedächtnis der Nation, den die Organisation erlebt und erfolgreich abwehrt. Hier schildert sie die Chronik ihrer Kämpfe. C.H.Beck
Thomas Mann Ein Leben
Tilmann Lahme erzählt uns diese Biografie, wie sie noch nie erzählt worden ist: mit neuen Einblicken und unveröffentlichten Quellen, mit unbekannten Tagebuchpassagen und Briefen an den besten Jugendfreund, mit dessen Erinnerungen und mit Susan Sontags nie gedrucktem Essay ›Bei Thomas Mann‹. Damit gibt er uns, worauf wir lange gewartet haben, nämlich endlich den ganzen Thomas Mann.
Das Leben zeichnen: Tomi Ungerer
Tomi Ungerer erzählt vom Alltags¬leben im deutsch besetzten Elsass, vom Krieg, von der ›libération‹. Und er erzählt die ganz normalen Streiche und Erlebnisse eines heranwachsenden Buben. Ein un¬gemein lebendiges Erinnerungsbuch.
Zum 75. Geburtstag von Tomi Ungerer
Anlässlich des 75.Geburtstages interviewte Norbert Schreiber Tomi Ungerer in seinem deutschen Domizil im Schwarzwald
UNgerer-Take.mp3
MP3-Audiodatei [2.1 MB]
Mittelmeer im Mittelalter - Tiefseeiges
Meer und Mensch – eine andere Geschichte des Mittelalters
Bauern und Ritter prägen unser Bild vom Mittelalter, und bei der mittelalterlichen Seefahrt denken wir an bauchige Hansekoggen und schnelle Wikingerschiffe. Doch was wussten die Menschen über das
Meer selbst, über seine Lebewesen? Welchen Nutzen zogen sie aus seinen Rohstoffen? Der Historiker Nikolas Jaspert schreibt die erste Geschichte des Mittelalters von der Warte des Meeres aus.
PROPYLÄEN
Deutschland nach Kriegsende
Das Porträt des Sommers 1945, wie man es noch nie gelesen hat - ein packend erzähltes Geschichtspanorama, schreibt SIEDLER.
In diesem Sommer ist nichts mehr, wie es war: In den vier Monaten von Mai bis September 1945 bricht die alte Welt zusammen, und eine neue tut sich auf. (Siedler)
Der gute Mensch von Offenburg
»Ich hatte ein faszinierendes Leben. Erfüllter und spannender, als ich es mir jemals erträumt hatte. Es gibt kaum etwas, was ich nicht erlebt habe. Ich traf Präsidenten und Ganoven, Freiheitskämpfer und Terroristen, Bettler und Milliardäre, Waffenschieber und Friedensaktivisten. Menschen, die mich hassten, und Menschen, die mich liebten.«
Jürgen Todenhöfer ist einer der ganz wenigen Zeitzeugen, die wichtigste Ereignisse seit dem Zweiten Weltkrieg vor Ort hautnah miterlebt haben. Er nimmt uns mit zu den dramatischsten Krisenherden der
Welt. Er erklärt, warum er in Afghanistan, im Kongo oder in Gaza Kindern hilft. Warum er Krankenhäuser, Schulen und Waisenhäuser bauen und Prothesen für Kriegsopfer anfertigen lässt.
Neben der fesselnden und sehr persönlichen Lebensgeschichte eines Mannes, der unbeirrt seinen Weg ging, ist dieses Buch eine tiefe persönliche Reflexion über das Streben nach Gerechtigkeit und Glück – getreu seiner Philosophie: Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden willst! Und lebe jeden Tag wie ein ganzes Leben! C.Bertelsmann
Rutschfeste Badematten - im Angebot
Manchmal ist es verdammt nervig was einem passieren kann. Da schickte mir der Autor, in Frankfurt am Main langjähriger Nachbar und Freund Eldad Stobezki sein Buch „Rutschfeste Badematten und
koschere Mangos“. Vom Titel allein schon fasziniert, steckte ich es in meinen Koffer und nahm es zur Buchmesse nach Frankfurt mit. Das hätte ich nicht tun sollen, denn von da an war es spurlos
verschwunden. Es war keineswegs unter eine Badematte gerutscht, auch nicht im Hotel auf dem Nachttisch vergessen worden. Ich suchte es überall, es tauchte einfach nicht wieder auf. In meiner
Bibliothek war es auch nicht abgeblieben. Ein Jahr lang suchte ich danach. Vergebens!
Diese Alltags-Geschichte, die ich jetzt am Anfang der Rezension erzähle, könnte genauso in diesem Buch stehen, denn wie heißt es so schön im Englischen „shit happens“.
Ein Jahr nach der Buchmesse finde ich diesen Band, den ich so viele Monate lang gesucht habe, zwischen meinen tausend Büchern eingeklemmt in einem Verlagsprospekt von der Frankfurter Buchmesse. Dort
hat es sich versteckt, ohne mir einen Ton davon zu sagen.
Entschuldigung Eldad, diese Rezension kommt also etwas verspätet; nicht etwa, weil ich das Buch schlecht finde, im Gegenteil, ich habe es auf dem Weg zur Buchmesse in Frankfurt in einem Rutsch
durchgelesen, geradezu verschlungen und habe oft gelacht, manchmal nur geschmunzelt aber zuweilen auch manche Träne vergossen. Es sind diese Miniaturen, die du aufgeschrieben hast, die einem im
Alltag genau so passieren und die einfach erwähnenswert sind, weil sie so besonders auf uns und in uns wirken.
In den Überschriften werden sie „Kiesel“ genannt, manchmal kicke ich solche Kieselsteine auf meinem Grundstück in die Ecke, da wo sie hingehören, nur sie fallen immer irgendwo anders hin als
gewollt.
So etwas ähnliches tuen deine Worte offenbar auch. Sie fallen irgendwo hin, aber ins Schwarze treffen sie dabei immer. Ein Beispiel: „Wenn wir von zu Hause weggehen, nehmen wir immer ein Stück Heimat
mit“.
In deinen Texten spürt man oft, dass du zwei davon hast. Bei manchen Menschen sind es noch sehr viel mehr Landschaften, die unter dem Begriff Heimat subsumiert werden können. Weil sie als Emigranten
mehr Heimat im Herzen haben als ihnen manchmal lieb ist.
Es sind Schmunzelworte, die du da auflistest. Du empfindest dich als „Wortklauber“ – ein Begriff der allgemein leider negativ besetzt ist (klauben wird aber im Ursprung bei Wikipedia als „mit den
Fingerspitzen, Nägeln oder Zähnen an etwas herumarbeiten; von der Hülse oder Schale befreien, pflücken, lesen, (aus)sondern, mit Mühe heraussuchen“ bezeichnet. Einigen wir uns auf „mit Mühe
heraussuchen“. Das tust du selbst wie eine Biene, die Wörter statt Honig sammelt: Begriffe aus dem Radio, aus Büchern, aufgeschnappt in der U-Bahn und immer wieder staunend darüber, was die deutsche
Sprache doch für Spitzfindigkeiten hat.
Wo liegt bei einem Streik der Lokführer der Unterschied zwischen „Unwägbarkeiten mit „ä“ und „Unwegbarkeiten“ mit „e“.
Du bist froh darüber, dass die Sonderzeichen im Polnischen, Tschechischen, ja sogar im Spanischen immer noch existent sind, denn España, sagst du, hat zurecht immer noch eine Locke auf dem spanischen
n.
Du arbeitest mit einem PC, und angesichts der gecrashten Festplatte kommst du auf die Urform der Keilschrift zurück. Kein upload nötig.
Deine Gedanken- und Mentalitätssprünge sind faszinierend, auch lustig, etwa wenn du dem Deutschlandfunk und seiner Redaktion Kultur vorwirfst, dass der neue vorgestellte Roman nicht „Kairo“, sondern
„Kairos“ heißt. Da hast Du wirklich einen Punkt, wie man es heute so schön formuliert.
Deine Miniaturen setzen sich immer wieder mit Sprache, mit Musik, dem Jüdischsein oder auch der Homosexualität auseinander.
Du fragst die KI was „Kastrati“ sind, wir lassen es hier einmal offen, bitte selber googeln oder KI austesten!
Du gibst Gott die Empfehlung, er hätte besser auf die Arche Noah verzichten sollen, dann hätte es ein besseres „Reset“ der Schöpfung geben können.
Wir begleiten dich in Buchhandlungen, wo Du mitunter Empfehlungen gibst oder auch an die Aldi-Kasse, wo wir den Aldi-Alltag miterleben.
In der Tat, das sind interessante geographische und intellektuelle Sprünge.
Immer ist es die Neugierde, die dich antreibt: Das WissenWollen, und das Ergebnis dann aber auch notieren und festhalten müssen, für deine Freunde oder für dein Buch.
Es geht mir auch so, dass ich mich ungern von Büchern trenne. Mein ganzes Haus ist voll davon, und ich kann kein einziges neues mehr in ein Regal stellen. Verzeih mir also bitte, wenn in diesem Wust
dein Büchlein untergegangen ist. Ich werde es nun in Ehren halten und an einem schönen besonderen Platz postieren.
Dieser Tage wollte ich drei Kisten voll aktueller Bücher an Büchereien weitergeben, natürlich ohne etwas dafür zu verlangen, ich will doch nicht an Rezensionsexemplaren etwas verdienen. Alle sagten
„um Gottes Willen wir haben keinen Platz dafür“. Die Gefahr besteht also auch weiterhin, dass Bücher sich einfach so davon machen und verschwinden, ohne einen Laut abzugeben.
Wenn ich das nächste Mal Radieschen einkaufe, werde ich mich an diese kleine Kiesel-Miniatur erinnern, als die Dame sagte, sie möchte sich die Radieschen noch von oben anschauen, als sie Radieschen
einkaufte.
So geht es mir auch, verzeih also bitte, wenn ältere Herrschaften manchmal etwas schusselig mit Büchern umgehen.
Maria Gazzetti, die lange Jahre das Frankfurter Literaturhaus geleitet hat, schreibt über dein Buch im Nachwort, deine Texte seien tagebuchartige, kurze, liebevoll geschriebene Miniaturen aus dem
Alltag, aus Lektüren über Radiosendungen, Musik und Opernbesuche, über Politik und das aktuelle katastrophale Weltgeschehen. Genau getroffen!
Ich bin gespannt, wann Du demnächst deinen zweiten Band vorlegst und über den Verrückten aus Washington berichten wirst. Auf diesen Worte-Spaß freue ich mich schon.
Eldad Stobezki Rutschfeste Badematten und koschere Mangos Edition W
Inside Russland - Eisiges Schweigen
Der Zeit - Korrespondent in Moskau legt erneut eine spannende, tiefgründige Analyse über Russland vor. Seit Jahren reist er in das Landesinnere und trifft dort Menschen, die er intensiv befragt und so entdeckt Thumann, was das Innerste im jeweiligen Teil des RUSSLAND-reichs zusammenhält.
Thumann schaut auch auf seine eigene Familiengeschichte, den Zusammenbruch des ehemaligen Sowjetreichs, die folgende Entwicklung Osteuropas, seine eigenen zerplatzten Träume von einem gemeinsamen
friedlichen Haus Europa, mit einer gesicherten Weltordnung.
Wieso ist das deutsch-russische Verhältnis inzwischen in der Gegenwart so zerstört, fragt sich Thumann immer wieder.
Wir lesen ein zeitgeschichtliches Zeugnis von äußerster Präzision. Es ist nicht nur die politische und soziologisch genaue Analyse, die fasziniert, es ist auch das Reporter-Talent des
Zeitkorrespondenten, der in einer farbigen Sprache uns das Miteinander in dem ehemaligen Sowjetimperium sehr, sehr nahebringt.
Im Prolog und der Analyse über Europas neuer Teilung und den neu entstehenden Eisernen Vorhang der sich auf einer weiteren Strecke nun wieder auftut, lesen wir von vier Thesen über die Einteilung in
ein wieder getrenntes Ost und West. Thumann macht dafür vor allem einen Hauptschuldigen aus und der heißt Wladimir Putin. Zitat: „Der russische Herrscher versucht schon lange sein Land gegen
den Westen zu verriegeln... Mit dem Auslöschungskrieg gegen die Ukraine hat sich Russland eine Schreckensgestalt, gegeben, die es bei seinen Nachbarn ebenso gefürchtet wie verhasst macht.“
Die erste These seines Buches lautet: Der neue Eiserne Vorhang passt perfekt in Putins Weltbild, er vollendet einen Zustand an dem er schon lange gearbeitet hat.
Der zweite Kerngedanke lautet: Putin hat Russland von Europa entfernt wie kein russischer Führer vor ihm.
Die dritte These: Putin tut alles, um die deutsch-russische Aussöhnung seit der Wiedervereinigung zu zerrütten.
Die vierte Beobachtung: Russland zerstört die Ukraine und droht ganz Europa mit nuklearer Vernichtung. Deutlicher geht es nicht mehr.
In den folgenden Kapiteln beschreibt Thumann den mühsamen Weg des Korrespondenten - Daseins in Russland. Es gibt ja kaum noch welche, die vor Ort sind.
Apropos Fluchtbewegungen: Nicht nur die Firmen und Korrespondenten verlassen Russland, es ist auch die eigene Bevölkerung, die das Weite sucht.
Thumann sucht die kleinen Fluchten, fährt mit dem Fahrrad raus aus Moskau und schildert uns die polizeiliche Überwachung, die man aus früheren Zeiten kennt. Es kommt immer wieder zu schikanösen
Behandlungen der Sicherheitsbehörden. Es ist schwierig geworden, ein objektiv berichtender Journalist in Russland zu sein. Neuerdings ergreift die Polizei eine weit verbreitete Passion bei
Durchsuchungen hinter Hohlräumen wie früher Verdächtiges zu suchen, es wird auch wieder geflüstert in diesem Staat. Angst geht um.
Natürlich gibt es immer noch das Gläschen Wodka und die vielen Trinksprüche, wenn man mit Freunden zusammensitzt und feiert, doch die Skepsis wie sich Russland weiterentwickeln wird wächst von Tag zu
Tag, nicht nur bei der Opposition.
Russland sucht seinen neuen Partner in China. Was hat er aber mit Europa vor? "Putin bereitet sich vor, in dem er seine eigentlichen Ziele tarnt, mögliche Ansprüche in Europa argumentativ
vorbereitet und Russland für die finale Auseinandersetzung mit Europa ausrichtet.
Putin hat seinem Land eine Kriegswirtschaft verordnet.
Die Hauptthese dieses Buches lautet: Ohne dauerhaften Krieg mit dem Westen kein Putin, deshalb muss der Krieg weitergehen, egal ob aus der Nähe oder auf Distanz, ob heiß, kalt oder Hybrid. Hauptsache
der Feind ist identifiziert.
Thumann macht eine lange Reise von Moskau über St Petersburg in Richtung Litauen und schließlich über Kaliningrad bis Danzig, Posen, Frankfurt Oder und Wittenberg, schließlich nach Berlin. Während
dieser langen Reise macht Thumann ständig Erfahrungen mit den Sicherheitsbehörden, die nach Drogen Schmuggelwaren, Geld suchen, denn Russland hat eine Kapitalkontrolle eingeführt.
Der Korrespondent besucht russische Flüchtlinge in Georgien, trifft die Menschen in Kasachstan, und immer wieder stellt er fest, dass die Schlinge der Überwachung durch den Staat weiter zugezogen
wird.
Die Polizisten überwachen die Bürger, die Polizisten überwachen sich gegenseitig und der Geheimdienst überwacht die Polizei.
Thumann schildert auch die Grenzen, die in den Köpfen der Bevölkerung entstehen, bei jenen die zu Hause geblieben sind aber auch bei denjenigen die inzwischen in Berlin wohnen und sich von dort nach
ihrer Heimat zurücksehnen, sie aber keineswegs besuchen können, weil ihnen dort Gefängnisstrafen drohen.
Eindrucksvoll das Kapitel, wie die russische Propaganda die Zerstörung des Westens zumindest in der TV- Wirklichkeit schon längst verbal vollzieht. Zitat: „Mit Europa werden wir schonungslos umgehen“
oder „Wir kommen und bringen euch alle um“ oder „Wir zerschmettern erst die Ukraine, dann die ganze Welt“, „Wir stellen euch alle vor ein Tribunal wie in Nürnberg“. All diese Drohungen sind keine
Fantasiegebilde, sondern eine sehr deutliche Propagandawut der allgewaltigen Oberen in Russland, unten herrscht allerdings in der Bevölkerung oft das Gegenteil, nämlich eisiges Schweigen, wenn
Thumann allzu deutliche Fragen stellt.
Was Thumann bei seiner Wiedereinreise in Deutschland auffällt, ist das von mir auch in meinen Büchern 2008 erschienene Buch über Anna Politkowskaja und schon 2009 erschienen, über Putins lupenreine
Demokratie schon lange beklagte Wegschauen und Desinteresse vieler Deutscher an dem, was in Russland und Osteuropa wirklich passiert. Das eisige Schweigen sei unter Putin zum Volkssport
geworden.
Dass Putins Aggressionspolitik schon früher deutlich geworden ist, vergisst der Autor nicht zu erwähnen, in Tschetschenien 1999, in Georgien bei der russischen Invasion, 2008 und 2014 in der Ukraine,
beim russischen Einmarsch auch 2022 und ebenso geschehen in Syrien.
Fazit: Thumann schreibt deutlich: „Putin hat Deutschland im Visier.“ Wir sollten alle dieses Buch in die Hand nehmen, genauestens lesen und endlich die Augen öffnen.
Michael Thumann ist Außenpolitischer Korrespondent der DIE ZEIT, er arbeitet aus Moskau und Berlin. Seit den 1990er Jahren berichtet er für die ZEIT aus Russland, Osteuropa und dem Nahen Osten. 2023 erschien bei C.H.Beck sein Bestseller "Revanche. Wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat". Seine Artikel, Podcasts und Bücher über Russland als Vielvölkerstaat und den neuen Nationalismus Putins haben unseren Blick auf dieses Land erweitert. Russland kennt er schon aus Studienzeiten, als er unter anderem an der Moskauer Lomonossow-Universität studierte.
Michael Thumann Eisiges Schweigen flussabwärts Eine Reise von Moskau nach Berlin C.H. Beck
Trojanow: „Das Buch der Macht. Wie man sie erringt und (nie) wieder loslässt“
Wie Karl Marx schon so treffend spottete: „Geschichte wiederholt sich nicht, es sei denn als Farce“, so gibt es auch den umgekehrten Prozess. Nachzulesen ist er in Ilja Trojanows Satire „Das Buch der Macht.“ In dieser literarischen Prosaadaptation des 1897 entstandenen Großgedichts des bulgarischen Autors Stojan Michailowski „Buch für das bulgarische Volk“ folgt nicht die Farce als Wiederholung der Geschichte, sondern die Gegenwart folgt der geradezu prophetischen Satire, so dass man versucht ist hinzuzufügen: „entstehende Ähnlichkeiten sind rein zufällig“. Ob sie so zufällig wären, werden die Leserin und der Leser geneigt selbst entscheiden. Worum geht’s?
In 15 Tages- und Nachtlektionen enthüllt der Wesir, also der Regierungschef im osmanischen Kalifat, seinem als Nachfolger vorgesehenen Neffen, den er mit orientalischen Koseworten anredet, das
Geheimnis der Macht oder, so der Untertitel des Buches, „wie man sie erringt und (nie) wieder loslässt“. Die satirische Unterweisung hat es in sich. Sie fächert nicht nur die vielleicht auch in der
muslimischen Welt als Todsünde geltenden menschlichen Unarten als für den Machterhalt unerlässlich auf, sondern fordert dafür auch lässlichere Sünden trotz ihrer Hässlichkeit als notwendig. Der Wesir
preist nicht nur Mord und Totschlag, Bestechung und Befriedigung der Eitelkeit, er kommt auf autoritäre Tricks, die einem sämtlich bekannt scheinen. Ein jeder erlebt sie so oder in einer der vielen
Varianten in seiner Umgebung. Trojanow verfällt in seinem Remake auf einen genialen Trick. Er teilt sein Buch in zwei unterschiedliche Seiten: Rechts steht in blauen Lettern (man beachte die Farbe!)
die Originalsatire vom Machterhalt. Links steht in roten Buchstaben wie eine dialogische Unterbrechung des Redeflusses des Wesirs ein passender Text von Leuten, die dazu etwas zu sagen haben. Z.B.
bekennt der Wesir: „In den letzten dreißig Jahren habe ich mit zielstrebiger Beharrlichkeit Gift in das Maul der Öffentlichkeit gegossen, ein Gemisch aus Lügen, Verleumdungen und Unterstellungen“.
Daneben stehen Jonathan Swift mit der Sentenz „Die Falschheit fliegt und die Wahrheit kommt hinterhergehinkt; wenn also die Menschen der Täuschung gewahr werden, ist es bereits zu spät.“ Oder Hannah
Ahrendt: „Niemand hat je Wahrhaftigkeit zu den politischen Tugenden gerechnet.“
Dem Terrorismus der Macht, in blauer Schrift auf den rechten Seiten, folgen im virtuellen Dialog manche Apologeten der Macht wie der Kronjurist der Nazis Carl Schmitt: „Souverän ist, wer über den
Ausnahmezustand entscheidet.“ Andere widersprechen in roter Schrift auf den linken Seiten, wie z.B. Konstantin Wecker mit seinem Lied „Einen braucht der Mensch zum Treten…“ Heinrich Heine steht
auf einer linken, roten Seite mir seinem Gedicht von den „Zuckererbsen für jedermann“. Oder auch Erasmus von Rotterdam mit dem klaren Wort: „Macht ohne Güte ist reine Gewaltherrschaft“. Oder genauso
klar der „rote, linksstehende“ Immanuel Kant: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte
Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“
So liest sich das Buch auf weißem Papier in bleu-blanc-rouge unterhaltsam. Es ist abwechselnd gebildet und perfide wie eine Satire auf die Gegenwart – geschrieben vor mehr als 100 Jahren. Ein
erhellendes Nachwort von Ilija Trojanow zollt dem Dichter der Vorlage, seinem bulgarischen Landsmann Stojan Michailowski und der „evidenten“ Aktualität dessen Großpoems eine treffende
literaturgeschichtliche und zeitpolitische Reverenz.
Harald Loch
Ilija Trojanow: „Das Buch der Macht. Wie man sie erringt und (nie) wieder loslässt“
Die Andere Bibliothek, Berlin 2025 275 S. Originalausgabe nummeriert (im Schuber) 48 EUR, Extradruck (Hardcover) 26 EUR
Macht II - Macht im Umbruch - Variante Münkler
Welchen Beitrag kann die Politikwissenschaft zu politischen Entscheidungen leisten? Diese Frage stellt sich bei dem wegweisenden Buch „Macht im Umbruch“ von Herfried Münkler. Es geht ihm um „Deutschlands Rolle in Europa und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“.
Zunächst beschreibt er die Gegenwart als das Zusammentreffen der Bedrohungen durch Russland mit dem Rückzug der USA aus der atlantischen Verbundenheit. Er stellt sodann die Gefahren für den
Industriestandort Deutschland aus China, starke, durch Populisten beförderte Zentrifugalkräfte in der EU und einen wachsenden Migrationsdruck aus dem Süden neben der immer sichtbarer werdende
Klimakrise fest. Er problematisiert den Stand des freiheitlich demokratischen Rechtsstaats und seine Herausforderungen durch den Populismus von rechts und links. Dabei legt er den Finger auf eine von
ihm ausgemachte Effizienzwunde – die bremsenden Einspruchsrechte gegen wichtige Infrastrukturprojekte. Ob er damit auch große Teile der Zivilgesellschaft, nicht nur die „Omas gegen rechts“ trifft,
lässt er offen.
Die Grenzen Europas behandelt er als „geopolitische Herausforderung“.
Das Offenhalten der Grenzen („Wir schaffen das“) hat er mit guter Begründung für notwendig gehalten. Die danach erforderliche Öffentlichkeitsarbeit nach innen und das Einfordern europäischer Solidarität seien dagegen vernachlässigt worden und haben zum Erstarken populistischer Parteien beigetragen. Politische Führung hätte gefehlt; er klagt sie auf allen Ebenen ein und verlangt sie vor allem in und von Deutschland in Europa. Deutschland sei das Land in der Mitte Europas, sein bevölkerungsreichstes und wirtschaftlich stärkstes Land und sei verpflichtet, die politische Führung im Sinne eines „servant leaders“, also einer dienenden Führung anzustreben und einzunehmen. Nicht allein: Münkler stellt sich eine Führungsachse Paris-Berlin-Warschau, ergänzt durch eine Nord-Süd-Achse mit Italien bzw. Spanien und dem Norden, evtl. wieder mit Großbritannien in virtuos zu gestaltender Form vor. Diesem Kerneuropa mit einer innerhalb dieser Gruppe „dienend“ führenden Deutschland, misst er die mehrheitlich gebildete Entscheidungsgewalt über die Außen- und die Verteidigungspolitik Europas zu.
Die kleineren Staaten, die mir ihrer Vetomacht wie das Ungarn Orbans zunehmend nerven, könnten für den Verlust ihres Vetorechts „soft entschädigt“ werden, etwa mit größerer Duldung ihrer innerstaatlichen Sonderregelungen. Um den europäischen Führungskern und zweiten Kreis der ihrer Vetomacht beschnittenen, vor allem ostmitteleuropäischen Länder sollte sich ein dritter Ring als „abgeflachte“ Peripherie von Staaten wie die Türkei oder Ländern des Maghreb bzw. Ägypten, an Europa assoziierte Länder gruppieren. Diese Vision in politische Realität umzusetzen könne nur einer starken Führung gelingen. Der Umbau Europas nach diesem Muster würde seine Handlungsfähigkeit stärken, seine Reaktionsgeschwindigkeit vergrößern und auch Kräfte für eine eigene Rolle neben den anderen Akteuren der Weltpolitik freisetzen.
Münkler stellt in Frage, ob in Deutschland der Wille und das politische Personal vorhanden seien, die Risiken und Kosten einer solchen Rolle zu tragen. Voraussetzung dafür sei die wirtschaftliche
Erholung aus dem aktuellen Stillstand. Hierfür hält er eine Entbürokratisierung, den Rückbau der Verrechtlichung selbst kleinster unternehmerischer Entscheidungen und einen kräftigen
Investitionsschub in die Infrastruktur für notwendig. Hier nennt er vor allem Erneuerung und Ausbau der Schiene, um die Transportwege durch die Mitte Europas den Erfordernissen der Zeit
anzupassen.
In wichtigen historischen Rückblicken erinnert er sein Publikum an die Fehler deutscher Politik nach Bismarck, an die Suggestion der „Einkreisung“, die zwei Weltkriege mitverursacht habe und die
jetzt larmoyant auch von Russland als Vorwand für seine Expansionspolitik benutzt würde. Vor allem rechnet er mit dem Liebäugeln einiger politischer Akteurinnen und Akteure in Deutschland und
anderswo mit einer stärkeren Hinwendung zu Russland aus historischen Gründen ab. Dabei gingen die wichtigsten Werte des „Westens“, wie der freiheitlich demokratische Rechtsstaat, die Pressefreiheit
und wesentliche persönliche Freiheitrechte verloren.
Das alles klingt plausibel, selbst wenn man die Führungsvision für vielleicht zu wertkonservativ hält. Alle Argumente basieren aus einer schonungslosen Bestandsaufnahme der Gegenwart und sind im
Einzelnen gut belegt. Das Buch liest sich rasant, wenn man die fast apokalyptischen „Drohungen“ beim Nichtbefolgen der von Münkler angeschlagenen Agenda aushält. Das Anmahnen von Dringlichkeit beim
Umbau Deutschlands und Europas wird von außen befördert: Trump und Putin blasen uns den Marsch. Wohin er führen kann, zeigt Münkler deutlich, ab: „Es sind große Herausforderungen und gewaltige
Aufgaben, die auf die deutsche Politik zukommen, und es ist alles andere als sicher, dass sie diesen Herausforderungen gewachsen sein wird.“
Harald Loch
Herfried Münkler: Macht im Umbruch
Deutschlands Rolle in Europa und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
Rowohlt Berlin, 2025 431 Seiten 30 Euro
Von Kriegen und vom Frieden
Kaum ist das Grundgesetz rüstungstauglich geändert, liegt ein schwergewichtiges Buch auf dem Tisch der Entscheider: Der in Bern als Professor für Neueste Allgeneine Geschichte emeritierte Militärhistoriker Stig Förster hat eine Deutsche Militärgeschichte von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart geschrieben. Sein Buch ist eine von Friedensappellen flankierte Kriegsgeschichte, handelt von den meist gescheiterten Versuchen, Kriege zu vermeiden, von der Bedeutung des Clausewitz-Diktums vom Primat der Politik. Hier kommen auf die Regierung und das Parlament Abstimmungen, wahrscheinlich auch Auseinandersetzungen mit den Militärs der Bundeswehr und der wie auch immer weiterbestehenden NATO zu.
Die Vergangenheit lehrt die Verantwortlichen, dass es zunächst immer um Geld, früher hieß es um „Kriegskredite“ geht. Die Lockerung der Schuldenbremse bedeutet ja nicht, dass unbegrenzt Zugriff auf erst mit der Zukunft zu verrechnendes Geld besteht. Der preußische König Friedrich II., den manche auch „Der Große“ nennen, konnte den Siebenjährigen Krieg nur mit horrenden Hilfsgeldern aus England durchstehen und irgendwie gewinnen. England brauchte die „zweite Front“ in Europa gegen das gegen Friedrich kämpfende Frankreich, um seinen Krieg um die Kolonien in Nordamerika gegen Frankreich zu gewinnen. Förster stellt die Frage des Vorrangs der Politik vor dem Militärischen wie ein Leitmotiv in allen von ihm untersuchten Epochen dar.
Besonders wichtig war dieses Thema vor dem Ersten Weltkrieg, als in Deutschland alle Verantwortlichen, vorneweg Bismarck, von einem unvermeidlich erscheinenden Krieg gegen Frankreich ausgingen. Die
Fragen nach der Truppenstärke, nach allgemeiner Wehrpflicht und deren Dauer, nach der Strategie oder nach der davon abhängigen Bewaffnung einschließlich des Gewehrs, der Rolle der Teilstreitkräfte,
die Frage nach der Beteiligung von Privatunternehmen (Krupp) an der Ausrüstung usw. waren in ständiger Auseinandersetzung zwischen Politik (Kaiser, Reichstag, Regierung) und Militär (Generalstab,
Kommandeure) zu klären. Die Lösungen waren selten optimal. Selbst in der autoritären Hitlerdiktatur führte eine Budgetfrage zur Entscheidung gegen die Entwicklung eines strategischen
Langstreckenbombers (zu teuer), den Görings Luftwaffe gern angeschafft hätte.
Die politischen Weichenentscheidungen kommentiert der Autor mit deutlicher Urteilskraft. Die Entlassung Bismarcks durch Kaiser Wilhelm II. bezeichnet er z.B. als die einzige Entscheidung dieses
schwachen Monarchen, die er für richtig hält. Die These Christopher Clarks, dass der Erste Weltkrieg von „Schlafwandlern“ nicht verhindert wurde, wischt er in einer Fußnote weg und urteilt bei aller
Mitschuld Russlands und Österreichs mit guten Gründen: „Der Schlüssel, welcher die Büchse der Pandora öffnete, lag letztlich in Berlin.“ Die Kriege selbst entwickelten eine eigene Dynamik. Auch das
hat Clausewitz in seinem Buch „Vom Kriege“ klargestellt. Die Bauernkriege hatten einen ganz anderen Charakter als die Kabinettskriege des 16. Bis 18. Jahrhunderts. Der Deutsch-Französischen Krieg
entwickelte sich nach Sedan und der Gefangenschaft von Napoleon III. zum ersten „Volkskrieg“ der Französischen Republik gegen den in Versailles zum Deutschen Reich vereinigten „Erbfeind“.
Der Autor fügt seinem wissenschaftlich gegründeten Text gelegentlich Schlachten- und Aufmarschpläne bei, ohne etwa bellizistischen Gemütern damit zum Munde zu schreiben. Immer wieder lädt er sein
Publikum ein, mit ihm über die fehlgeschlagenen Bemühungen zur Kriegsvermeidung nachzudenken. Er macht für dieses Scheitern in seiner deutschen Militärgeschichte den in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhundert aufkommenden Militarismus haftbar, der in Deutschland zwei Wurzeln hatte: Eine konservative, die ein starkes Heer vor allem gegen etwaige (sozialistische?) Umsturzversuche forderte und
eine nationalistische, die eine deutsche Weltmachtstellung anstrebte. Die „störrische“ Haltung des immer stärker von Sozialdemokraten besetzten Reichstages hatte schon Bismarck wie auch seine
Nachfolger zu Überlegungen veranlasst, mit einem Staatsstreich das Parlament zu entmachten und eine autoritäre Monarchie wiederherzustellen.
Interessante zeitgeschichtliche Ausführungen zur Militärgeschichte beider deutscher Staaten während des Kalten Krieges führen bis in eine Gegenwart, in der die zweite Amtszeit Trumps noch in der
Zukunft lag. „Wohin die Reise geht, kann niemand voraussagen. Deshalb muss das Buch an dieser Stelle enden. Nur eins ist sicher, solange die Menschheit existiert, wird auch die Geschichte
weitergehen.“ Vollmundig schließt er: „The End of History war eben nur neokonservatives Geschwätz, das in der Euphorie nach dem Sieg des Westens im Kalten Krieg entstand.“
Harald Loch
Stig Förster: Deutsche Militärgeschichte Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart
C.H.Beck in der Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung
1294 Seiten 21 Abb. ein Farbtafelteil 22 Karten 49,90 Euro
Tanzen - Singen - frei sein: Josephine Baker
Vor 50 Jahren, „am 8. April 1975 stand die 69-jährige Josephine Baker ein letztes Mal auf der Bühne. Vier Tage später erlag sie den Folgen eines Schlaganfalls“, schreibt Mona Horncastle, Kuratorin der großen Ausstellung in der Neuen Nationalgallerie in Berlin, in ihrem Nachwort zu den Memoiren unter dem Titel Das Revival der Josephine Baker. Deren Adoptivsohn Jean-Claude Bouillon-Baker datiert in seinem Vorwort den Beginn dieses Revivals: „Am 30. November 2021, einem Dienstag, sagten Paris und Frankreich ihr nicht »Adieu«, wie 46 Jahre zuvor auf den Stufen der Madeleine, die damals geschmückt war für ein nationales Staatsbegräbnis – sondern begrüßten sie an jener neuen, ewigen Ruhestätte, die sie nun beziehen würde.
Die französische Nation ehrte sie und stellte sie damit den großen Wohltätern der Allgemeinheit gleich.“ An diesem Tag kam sie auf Veranlassung des französischen Staatspräsidenten Macron ins Panthéon. Ihr eindrucksvolles Leben erzählt sie selbst zwischen Vor- und Nachwort in ihren Memoiren. Sie wurden in der Absicht geschrieben, ihre Entwicklungen zu bezeugen, sie entstanden allerdings in mehreren Teilen und in großen zeitlichen Abständen.
Ihre Leserinnen und Leser begleiten sie in ihrer Kindheit in St. Louis (Missouri), die sie in ärmlichsten Verhältnissen verbrachte. Sie war ein uneheliches Kind einer afroamerikanischen Waschfrau und
eines jüdischen Schlagzeugers. Ihr Vater trennte sich ein Jahr nach ihrer Geburt von der Familie. Sie erinnert sich an ihre Spiele, an ihre Verkleidungen, an die Morgenröte ihrer Talente, an ihre
Tierliebe und an ihren Freiheitsdrang. Daraus ergab sich auf wundersame Weise ein erstes Engagement in New York, aus dem eine „Berufung“ nach Paris folgte. Das wurde ihr Lebensmittelpunkt, sie wurde
1937 Französin und verstand ihren späteren Einsatz in der Résistance und in den Forces françaises libres als selbstverständlichen Dank an diese neue Heimat, an die Toleranz und die nicht rassistische
Gesellschaft von Paris. Von de Gaulle erhielt sie das Lothringerkreuz für ihren Einsatz als Offizierin der Luftwaffe des Freien Frankreich.
Den größten Teil ihrer Erinnerungen nimmt ihr kometenhafter Aufstieg in Paris zum Star der großen Revuen, der Cabarets ein, bald auch ihres eigenen. Sie lässt ihre Erfolge aufleben, ohne
selbstverliebt darin zu schwelgen, spricht zwischendurch von den Gerichten, die sie selbst gern kocht – „Ich habe unstillbaren Appetit“ - immer wieder von ihren Tieren, von Vögeln, Schlangen,
Krokodilbabys. Das alles trifft den persönlichsten Ton eines bescheiden gebliebenen Stars, einer jeden Abend betenden Katholikin, einer großzügigen, ihr Privatleben nicht vermarktenden Frau. Sie
bringt den Charleston nach Europa, wird bald über die Grenzen Frankreichs hinaus zum Weltstar. Sie bereist viele Europäische Länder, feiert überall Triumphe. In Berlin hetzt schon der braune Mob
gegen sie. Aber Max Reinhard versucht, sie an das deutsche Theater zu binden. Ihr Auftritt in München wird polizeilich untersagt. In Wien läuten sämtliche Glocken bei ihrer Ankunft – nicht zur
Begrüßung, sondern um die Gläubigen vor ihr zu warnen. Auch in Schweden gibt es Proteste, bis der König sie empfängt. Überall gelten ihr Tanz und ihre Hautfarbe als „anstößig“ – Rassismus
überall.
Eine Tournee in den USA konfrontiert sie mit den dortigen Rassengesetzen und der Schere im Kopf selbst bei den New Yorker Hoteliers, die keine Vermietung an Farbige vornehmen wollen, damit die
zahlende Kundschaft aus den Südstaaten nicht ausbleibt. Dramatisch erzählt sie vom Grenzübertritt über die Demarkationslinie zwischen dem de jure Farbige gleichstellenden Osten und dem nach wie vor
die Rassentrennung legalisierenden Süden. „no Jews, no dogs, no niggers“, fasst sie ihre unfassbaren, hautnah erinnerten Erlebnisse in den USA zusammen und ist heilfroh, wenn sie wieder in ihrem
Paris sein kann. Konsequent schließt sie sich nach Kriegsausbruch der Resistance an, um ihren Beitrag im Kampf gegen Nazideutschland zu leisten und singt und tanzt vor amerikanischen, britischen und
französischen Soldaten hinter der Front. Nach Kriegende nimmt sie im zerbombten Berlin an einem onzert mit Künstlern aus allen vier Siegermächten teil. Sie vertritt dabei Frankreich, dem sie im Krieg
selbstlos und ohne jedes Honorar gedient hat – jetzt ruht sie im Panthéon.
Harald Loch
Josephine Baker: „Tanzen, Singen Freiheit“ Memoiren
Die beeindruckende Lebensgeschichte der berühmtesten schwarzen Sängerin und Tänzerin
Mit einem Vorwort von Jean-Claude-Bouillon Baker und einer Einleitung von Marcel Sauvage sowie einem Nachwort von Mona Horncastle.
Aus dem Französischen übersetzt von Sabine Reinhardus und Elsbeth Rank
Reclam, Ditzingen 2025 281 S. 26 Euro
Literarische Geschmacksprobe: Südtirol
Baden im Kalterer See, Sommerpromenaden durch den Kurort Meran, Skifahren und Wandern im »schönsten Bauwerk der Welt«, den Dolomiten: Südtirol ist ein ganzjähriges Urlaubsparadies…
Nur mal so zum Erinnern
Der deutsche Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Eine Revision | Das neue Standardwerk zum Zweiten Weltkrieg auf sowjetischem Boden
Übersetzt von: Karin Hielscher
Der deutsch-amerikanische Historiker Jochen Hellbeck nimmt eine Neubewertung des Zweiten Weltkriegs vor und verändert unseren Blick auf die Entstehung des Holocaust. SFISCHER
Harald Loch befragt Jochen Hellbeck
Interview mit Jochen Hellbeck zu seinem Buch
„Ein Krieg wie kein anderer“
Der deutsche Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Eine Revision
Aufgenommen von Harald Loch am 7.3.2025 in Berlin
Frage: Über den Zweiten Weltkrieg und die Vernichtung der Juden Europas gibt es so viele Bücher – auch sehr gute sind darunter. Was revidieren Sie mit ihrem Buch von dem bisher Geschriebenen?
Hellbeck: Mein zentrales Anliegen ist, dass die Leserinnen und Leser einen Eindruck davon bekommen, dass es Menschen sind, die in diesem Krieg vernichtet worden sind. Deshalb habe ich aus Archiven in
Moskau, Kiew und Minsk Einzelschicksale herausgesucht und exemplarisch dargestellt. Kriege werden immer gegen Menschen geführt, und das sollte nachempfunden werden.
Frage: Was macht denn den deutschen Krieg gegen die Sowjetunion zu einem Vernichtungskrieg und was war die dazu treibende Motivation der Nazis?
Hellbeck: In der überwiegenden Literatur zu den Angriffskriegen Hitlers wird ja der Bolschewismus als Hauptgegner dargestellt, zuweilen auch der neidvolle Blick auf die Möglichkeiten der USA. Das
alles ist aber verkürzt; denn die Kernobsession des Nationalsozialismus war von seinem Anfang an die Bekämpfung des JÜDISCHEN BOLSCHEWISMUS. Diese doppelte Feindschaft belege ich mit einem größeren
Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des Nationalsozialismus. Es war eben nicht nur die Gegnerschaft gegen den sowjetischen Bolschewismus. Die teilte auch ein dann mit den Nazis paktierender
großer Teil des Bürgertums. Es war die mit dem latent vorhandenen und anheizbaren Antisemitismus verknüpfte Ideologie des JÜDISCHEN BOLSCHEWISMUS, den es für die Nazis zur Rettung Europas zu
vernichten galt.
Frage: Gibt es dazu Belege?
Hellbeck: Hundertfach. Z.B. Görings Rede auf dem Nürnberger Parteitag der NSDAP, als er die Hakenkreuzfahne als neue deutsche Fahne gegen die Flagge der Sowjetunion mit dem Roten Stern einführte. Das
war die flaggenpolitische, gleichsam ikonologische Begleitmusik zu den Nürnberger Gesetzen als Teil des Kampfes gegen den jüdischen Bolschewismus. Görings Frau hatte übrigens schon 1928 bei einem
Auftritt von Rotgardisten in einer Veranstaltung, an der ihr Mann als Redner teilnahm, den Roten Sowjetstern an den Mützen der jungen Rotgardisten als Davidstern missdeutet, bewusst oder unbewusst
trotz aller Unterschiedlichkeit der Sterne gleichgesetzt. Dieses Dokument habe ich übrigens erst nach Abschluss meiner Arbeiten an dem Buch zur Kenntnis genommen.
Frage: Kommt dieser Aspekt des doppelten Kampfbegriffs „jüdischer Bolschewismus“ in der Holocaustforschung und -Literatur zu kurz?
Hellbeck: Definitiv! Die doppelte Gegnerschaft gegen Juden und gegen den Bolschewismus verschmolz zu einer ideologischen Einheit und wurde zum Kern des Vernichtungskrieges. Ich belege das mit
zahllosen Zitaten aus deutschen Soldaten- und Offiziersbriefen, aus Tagesbefehlen der Wehrmacht, die unverblümt diese, für das aufgeheizte Militär offenbar attraktive Verdoppelung des Feindgesichts
bekannten und beflügelten.
Frage: Wie hat eigentlich die Sowjetunion darauf reagiert?
Hellbeck: Dafür stehen zunächst zwei Namen von Schriftstellern: Wassili Grossmann und Ilja Ehrenburg. Vor allem der im Westen als sowjetischer Agit-Prop -Autor bis heute nicht angemessen rezipierte
Ehrenburg hat mit seinen täglich in der Armeezeitung erscheinenden Berichten die genannten entlarvenden Selbstzeugnisse der in der Wehrmacht herrschenden Ideologie gegen den JÜDISCHEN BOLSCHEWISMUS
denunziert und damit Kräfte in der Roten Armee mobilisiert, die auch in Hass auf alles Deutsche ausarten konnten, die aber wie eine hochwirksame Waffe wirkten. Deshalb hat Reinhard Gehlen (“Fremde
Heere Ost“) an der Ausschaltung Ehrenburgs gearbeitet. Bis heute sind die objektiven Aufrufe Ehrenburgs im Westen nicht wahrgenommen worden. Er war der Mobilisator der Roten Armee und kam dabei ohne
fake news über die Nazis aus, denn die lieferten ihre mörderische Ideologie dem Feind im Original frei Haus. Auch hier ist eine Revision im Westen erforderlich: Ehrenburg war deshalb so erfolgreich,
weil er peinlich darauf geachtet hat, nur die Wahrheit zu schreiben. Und die ist grauenvoll!
Frage: Verstehen Sie Ihr Buch auch als eine Anklage?
Hellbeck: Natürlich! Da gibt es doch nicht zu beschönigen oder zu gar verteidigen. Wie die Wehrmachtsausstellung kann auch ich nur anklagen, muss aber auch richtigstellen. Deshalb die „Revision“ im
Titel.
Wer hat da angefangen?
Wer hat angefangen?
Es geht aber um viel mehr in Gaza. „Der Weg aus der Gewalt wird dadurch erschwert, dass sowohl die israelische als auch die palästinensische Gesellschaft schwer traumatisiert sind. Die kollektiven Traumata der Shoa und der Nakba verstärken die aktuellen Leiderfahrungen und lassen kaum Raum für Empathie mit der anderen Seite.“ Das schreibt die Politikwissenschaftlerin und Nahostexpertin Muriel Asseburg in ihrer zeitgeschichtlichen Arbeit „Der 7. Oktober und der Krieg in Gaza“, in der sie den historischen Hintergrund, die Eskalation und die möglichen Folgen untersucht. Vieles ist durch die ausführliche Berichterstattung bekannt. Was fehlte, ist eine die Zusammenhänge berücksichtigende Einordnung, eine kritische Darstellung der Faktenlage, eine von wissenschaftlicher Urteilskraft getragene, naturgemäß vorläufige Würdigung.
Hinsichtlich des Überfalls der Hamas auf Israel liegen die Fakten auf dem Tisch. Sie müssen als völker- und menschenrechtswidrige Verbrechen be- und verurteilt werden. Sie haben ein eklatantes
Versagen der israelischen Geheimdienste und der Armee offengelegt und den Krieg des angegriffenen Landes gegen die Hamas nach Gaza getragen. Der hat sich als militärisch komplizierter und in den
Augen vieler als fragwürdig erwiesen, weil er praktisch die gesamte auf kleinstem Gebiet zusammenlebende Bevölkerung in Mitleidenschaft zog. Das Wort von einer „Verhältnismäßigkeit“ der Mittel
erscheint in diesem Zusammenhang fragwürdig, es sei denn, man hielte das Ziel Israels für nicht gerechtfertigt, nämlich „ein für alle Mal“ die Bedrohung seines Staates und seiner Bürger durch die
Hamas auszuschließen. Die Autorin versucht, die Auswirkungen des Krieges auf die Bevölkerung in Gaza anhand des Kampf- und Blockadegeschehens auch kalendarisch nachzuvollziehen. Sie schreibt zwar
kein Kriegstagebuch, aber sie ordnet die Vorgänge zu einem auch als Nachschlagewerk nützlichen Buch.
Hierzu verwendet sie meist Quellen von der Opferseite. Eine „objektive“ Beurteilung der Fakten wird es vielleicht nie geben – sie wäre naturgemäß wohl immer parteinehmend. Setzt man die Opferzahlen des Überfalls der Hamas zu denen des Krieges in Gaza ins Verhältnis, ergibt das noch keine Antwort auf die „Verhältnismäßigkeit“ der von Israel eingesetzten Mittel. Das sehen große Teile der Weltöffentlichkeit anders, wie Asseburg nachvollziehbar beschreibt. Insofern scheint der Überfall der Hamas vom 7. Oktober zweifach „Erfolg“ gehabt zu haben: Er hat erstens die Palästinenserfrage wieder auf die internationale Tagesordnung gesetzt, und zwar mit höchster Dringlichkeit. Und er hat zweitens zu einem dramatischen Prestigeverlust Israels geführt, dessen Folgen noch gar nicht abzusehen sind.
Asseburg hat in München auch Völkerrecht studiert und diskutier sachkundig auch diese und vor allem die Völkerstrafrechtlichen Fragen. Die Anklagebank ist auf israelischer Seite prominent besetzt.
Die Angeklagten der Hamas sind inzwischen tot. Israel vollstreckt ja selbstgefällte Todesurteile durch Militärschläge. Die Autorin untersucht in diesem Zusammenhang auch die Rollen Irans – geschwächt
durch die Ausschaltung seiner Luftverteidigung und den Ausfall Syriens aus der „Achse des Widerstands“ – sowie der arabischen Golfstaaten, in vorderster Reihe von Saudi-Arabien. Sie referiert
Stimmungsbilder der Bevölkerungen dort, in Israel und in aller Welt und sie beschreibt die vergeblichen Friedensbemühungen der UN, befreundeter und „neutraler“ Staaten. Die Geiseln blieben viel zu
lange in Geiselhaft der Hamas und die Bevölkerung von Gaza weiß nicht, wie sie weiterleben soll. Asseburg schreibt kein Buch, das Mut macht, aber sie schreibt genau, was man politisch nicht machen
darf. Ob das angesichts der genannten Traumata in den betroffenen Gesellschaften fruchtet?
Harald Loch
Muriel Asseburg: Der 7. Oktober und der Krieg in Gaza Hintergrund, Eskalation, Folgen
C.H.Beck, München 2025 286 Seiten 12 Abb., 5 Karten 20 Euro
Hisbollah - inside und kein Frieden in Sicht
So wird nichts draus! Kein Frieden ist zwischen der Hisbollah und Israel in Sicht, weil die Voraussetzungen dafür fehlen. Der 1960 in Haifa geborene deutsche Historiker und Nahostexperte Joseph Croitoru hat in seiner weit in die Geschichte zurückgehenden Analyse „Die Hisbollah. Irans Schattenarmee vor den Toren Israels“ die Ursachen für diese düstere Prognose herausgearbeitet.
Die Hisbollah ist eine schiitische Organisation, die in Libanon über Macht und bestimmenden Einfluss verfügt. Der Autor arbeitet noch einmal die immer wieder auch gewaltsam eskalierende Rivalität zwischen den sunnitischen und schiitischen Konfessionen der Muslime hervor. Libanon ist historisch ein multikonfessioneller Staat mit einer Proporzverfassung, die das Machtgefüge zwischen den orthodoxen und katholischen Christen sowie den konkurrierenden sunnitischen und schiitischen Muslimen immer wieder neu und nie nachhaltig genug austariert. Zentrum der aggressiven schiitischen Machtentfaltung in Nahost ist Iran, Schutzmacht und Finanzier der Hisbollah in Libanon. Mit Mitteln, die wie ein Marshallplan wirken, unterstützt das Regime Irans die Hisbollah und zahlt für deren soziale, militärische und religiöse Aktivitäten, die sie bei der Bevölkerung attraktiv erscheinen lassen.
Wie tief die Hisbollah im Bewusstsein der inzwischen die Mehrheit bildenden Schiiten verankert ist, zeigt Croitoru anhand der erschreckenden Indoktrinierung der Jugend in den von Iran finanzierten Schulen. In ihnen gehören der militante Hass auf Israel und Amerika, eine Propaganda der Gewalt und die Heroisierung von Märtyrern zu den Grund- und Leistungskursen der Schülerinnen und Schüler. Die Vernichtung Israels, die Rückeroberung Jerusalems und der Hass auf Juden überhaupt stehen in diesen oft einzigen funktionierenden Schulen im Mittelpunkt des Unterrichts.
Befeuert wird diese mörderische Ideologie durch die Vergeltungsschläge Israels vor allem im grenznahen Süden Libanons. Mit erstaunlicher Objektivität zählt der Autor die Opfer und Gebäudeschäden
sowie die innerlibanesischen Fluchtbewegungen von Hunderttausenden in den Norden des Landes auf, die diese gezielten Schläge anrichten. Die führen zu Gegenattacken begrenzter, aber politischer
Wirkung auf Israel, immer begleitet von Propagandalawinen Irans.
Seit dem Kampf Israels gegen die Hamas in Gaza zeichnet sich immer stärker ein ideologischer Schulterschluss der Hisbollah mit den Palästinensern und der sunnitischen Front gegen Israel ab. Der Machtwechsel in Syrien hat die strategische Lage dort bis auf Weiteres verändert, weil der Zustrom von iranischen und russischen Waffen über Syrien zur Hisbollah in Libanon unterbunden wurde. Die Schläge Israels gegen die Kommandostruktur der Hisbollah haben deren militärische Kapazitäten vorerst stark dezimiert. Aber das ist keine Voraussetzung für Frieden, sondern ein dauernd wirkender Keim für Racheideologien, die schon der nächsten Generation in den schiitischen Schulen eingeimpft werden.
Immerhin hat es in der aktuellen Entwicklung einen auch vom Autor beschriebenen Hoffnungsschimmer gegeben: „Am 27. November 2024 trat nach wochenlangen Verhandlungen unter amerikanischer und
französischer Vermittlung der Waffen [1]stillstand zwischen Libanon und Israel in Kraft, dem auch die Hisbollah zustimmte. Dass den libanesischen Streitkräften die von ihnen erwartete Entfernung
aller nicht autorisierter Waffen in dieser Zone gelingt, wird ebenso bezweifelt wie die Fähigkeit der libanesischen Regierung, die an sie gestellten Forderungen zu erfüllen. Sie soll nicht nur die
«Wiederherstellung und Aufrüstung nichtstaatlicher bewaffneter Gruppen in Libanon» verhindern, sondern auch Verkauf, Lieferung und Produktion von «Waffen und damit zusammenhängendem Material» im Land
regeln und kontrollieren. Einem internationalen Gremium unter der Führung der USA und Frankreichs obliegt es, neben UNIFFIL die Einhaltung des Waffenstillstands zu überwachen. Dass das Abkommen keine
ausdrückliche Forderung nach einer Entwaffnung der Schiiten-Miliz, die sich wieder einmal als Kriegsgewinnerin inszenierte, enthielt, wurde von ihr als Sieg gefeiert.
Ein weiterer Triumph war für Hisbollah-Generalsekretär Naim Qassim, dass Israel nun gezwungen sei, sich aus dem Südlibanon zurückzuziehen. Aus diesen Gründen wurde die Waffenstillstandsvereinbarung in Israel eher mit Skepsis aufgenommen, weshalb sich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu veranlasst sah, sie in seiner einschlägigen Erklärung in auffallender Ausführlichkeit zu rechtfertigen. Seine gleichzeitige Drohung, Israel werde auf jede Nichteinhaltung der Feuerpause «energisch reagieren», wurde denn auch rasch in den folgenden Tagen und Wochen mit zahlreichen Luftangriffen in die Tat umgesetzt.“
Wenn Iran und die Hisbollah nicht die Vernichtung Israels von ihrer To-Do-Liste nehmen, wird aus dem brüchigen Waffenstillstand kein Frieden entstehen.
Harald Loch
Joseph Croitoru: Die Hisbollah. Irans Schattenarmee vor den Toren Israels
C.H.Beck, München 2025 183 Seiten 2 farb. Karten 18 Euro
Gelb oder rot - Zitrusfrüchte in Büchern
Peter Peter
Blutorangen Eine Reise zu den Zitrusfrüchten Italiens Wagenbach Reihe Salto
Der Umschlag ist außen blutrot und innen zitronengelb, also geht es in dem Buch nicht allein um die Blutorange, sondern die süßen Varianten aus den Zitrusgärten Italiens - aus der Umgebung des Ätnas, dem Gardasee, Kalabriens oder Siziliens Gestade. Gesammelt sind Geschichten, Anekdoten und Rezepte über das, was einst Goethe schon in dieses Land trieb, denn er sagte – zitatfähig - Kennst du das Land wo die Zitronen blühen?
Kleine Bildchen und Vignetten illustrieren diesen wunderbaren zitrusfrischen Band, der nicht nur die Geschichte aufrollt, denn es war Karl von Linne, der schon 1753 die Gattung definierte. Fast alle
italienischen Zitronenbäume sind veredelt. Wir lernen welche Sorten es gibt, wir promenieren in die italienische Geschichte, gehen voran in der Chronologie der Zitrusfrüchte Italiens, denn jede Sorte
hat ihre eigene, oft schwer zu entschlüsselnde Verbreitungsgeschichte.
Man möchte sich direkt beim Lesen dieses Büchleins eine Orange schälen oder ein Pellegrino-Mineralwasser (Achtung ausnahmsweise mit Werbung!) mit Zitronenscheibe zu Gemüte führen, um auch kulinarisch
zu erleben, was diese Früchte uns bieten; sogar Gedichte oder vertonte Orangen denn schon bei Goethe heißt es literarisch: Im dunklen Laub die Goldorangen glühen. So möchte man direkt dorthin
losfahren, um es am Ort zu erleben, denn ein alter Traum von mir ist es und bleibt es, einmal bei der Zitronenernte mitzupflücken. Wer mag nicht die italienischen Limonaden oder den wunderbaren
Limoncello-Likör? Wer hat je einen Blutorangen-Salat stehen lassen, mit oder ohne Oliven, ja schon am Gardasee, der Traumbucht der Deutschen, wachsen diese wunderbaren Gewächse, von denen wir auch
Brotaufstriche produzieren oder herrliche Salatsoßen oder ganz einfach eine Scheibe auf das Wiener Schnitzel legen.
Natürlich sind in dem Büchlein, im Wagenbach-Verlag in der Salto Reihe erschienen, auch Rezepte im Angebot. Das nächste, was ich ausprobieren werde ist Kapern-Paste mit Pinienkernen, italienisch,
Crostini di Capperi. Also nur zu, dieses Buch gehört in jedes Küchenregal. Avanti!
Erna Horn Citrusfrüchte
Ein kulinarischer Blumenstrauß (nur noch antiquarisch zu bekommen, erschienen im Verlag Rene Kramer oder aber über den Förderverein Schloss Buchenau in Einzelexemplaren zu beziehen. Kontaktmail:
fkschlossbuchenau@gmail.com)
Die renommierte Köchin und Kochbuchautorin der 20er und 30er Jahre Erna Horn spürt den Zitrusfrüchten in Kochbüchern ,Klassikern, Memoiren und Reisebeschreibungen nach, folgt den Spuren der Römer bis
in die heutigen Tage hinein und versammelt im kleinen, total in gelb gehaltenen Büchlein nicht nur Tipps, wie man Orangen oder Zitronen kern- und hautlos aufschneidet, nein sie gibt uns auch
Rezept-Hinweise vom englischen Orangenjam, über Orangensalat mit Geflügel bis hin zur pikanten Orangensoße oder aber Fleischspeisen mit den Zitrusfrüchten, ob Ente oder Rebhuhn mit orangen, ob
Geflügel mit Zitronen, gefüllte Mandarinen, Zitronenkonfitüre oder Bananen-Zitronensalat, dieses kleine Büchlein ist eine wahre Fundgrube - Hobby und Profiköche zugreifen!
Sieger - Verlierer - und der Frieden?
Es ist wieder Krieg in Europa. Und längst geht es nicht mehr um die Frage, ob wir involviert sind, sondern um das Wie. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist die westliche Friedensarchitektur zusammengebrochen. Aber gab es sie denn jemals? Politiker Deutschlands, der USA, der NATO und die Leitmedien erklären unisono, in der Ukraine werde unsere Freiheit verteidigt, deshalb müsse sie siegreich aus dem aufgezwungenen Krieg hervorgehen. Aber geht das überhaupt? Erfüllt unsere Antwort mit Wirtschaftskrieg und Waffenlieferungen den beabsichtigten Zweck? Sind Verhandlungen geeigneter, den Krieg zu beenden? Börne-Preisträgerin Daniela Dahn präsentiert neue Texte zum Krieg in der Ukraine und solche aus der unmittelbaren Zeit davor: über seine Vorgeschichte, den Maidan, die russischen und die westlichen Positionen. Sie zeigt, dass der Westen Teil des Problems ist und die UNO gestärkt werden muss. Und sie wendet sich gegen Denkverbote: „Wer den Opfern helfen will, sollte die Genesis von Krisen und Kriegen zur Kenntnis nehmen.“
rororo
Neues Literaturhaus im Museum Finsterau
Verein
Literaturhaus DichterWald e.V. engagiert sich grenzübergreifend für historische und zeitgenössische Literatur, bietet Bildungsveranstaltungen an, Symposien, Schreibworkshops und Lesungen regionaler
und überregionaler Autoren. Unterstützt wird der Verein dabei von Journalisten, Autoren und interessierten Kulturschaffenden.
Standort: inmitten der dichten Wälder des Bayer- und Böhmerwaldes – fruchtbarer Nährboden für jegliche Art von Literatur – im Geburtshaus des Schriftstellers Paul Friedl, Freilichtmuseum Finsterau (Lkrs. Freyung-Grafenau).
Literaturhaus DichterWald e.V. organisiert von hier aus literarische Programme für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Karl-Heinz Reimeier
1. Vorsitzender
Alexandra von Poschinger
2. Vorsitzende
Impressionen vor der Eröffnung
Putins Gift
Cyberangriffe, Giftanschläge, Desinformationskampagnen: Die Attacken auf Europas liberale Demokratien sind längst keine abstrakte Gefahr mehr, sondern Realität. Das russische Regime führt diesen Kampf erbittert. Die Bestseller-Autoren und Ortskenner Gesine Dornblüth und Thomas Franke entlarven, wie perfide Russland dabei vorgeht: in Armenien, Georgien, der Ukraine, den baltischen Staaten und Zentralasien, aber auch in den USA und der EU.
Julian Hans Kinder der Gewalt
Woher kommt die ungeheuere Brutalität, mit der die russischen Soldaten in der Ukraine morden, plündern und vergewaltigen? Warum wehren sich so wenige Russen gegen den Krieg? Julian Hans, der
langjährige Moskau-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, macht anhand von fünf spektakulären Verbrechen sichtbar, wie sich Gewalt und Erniedrigung in das Leben der Menschen gefressen haben.
(CH Beck)
Nachdenken über Russland - Im Widerschein des Krieges
Kaum jemand hat in den vergangenen Jahrzehnten das deutsch-russische Geflecht aus historischen Erfahrungen, machtpolitischen Interessen und ideologischen Fieberträumen intensiver erforscht als
Gerd Koenen. Im Widerschein des neuen Krieges, der viele alte Fragen wieder aufwirft, begibt er sich auf eine Spurensuche, die uns von der zynischen Partnerschaft in der Zeit des Hitler-Stalin-Paktes
bis zur Freund-Feind-Propaganda unserer Tage und von den Gründern von «Memorial» bis zu den Spin Doctors Putins führt.
Was hat Putin und die um ihn gescharte oligarchische Machtelite dazu getrieben, einen ebenso mörderischen wie selbstzerstörerischen Angriffskrieg zu beginnen? Welche langfristigen Ziele verfolgt
Russland? Und warum hat sich zwischen ihm und seinen westlichen Nachbarn erneut ein tödliches Spannungsfeld aufgebaut, das ganz Europa in eine Gefahrenzone verwandelt? In seinem neuen Buch bündelt
Gerd Koenen sein jahrzehntelanges Nachdenken über Russland zu einer ebenso differenzierten wie schonungslosen Bilanz. (CH Beck)
Russland - der Fluch des Imperiums
Russlands imperiale Vergangenheit ist der Schlüssel, um Putins Überfall auf die Ukraine und seine antiwestlichen Obsessionen zu verstehen. Der renommierte Osteuropa-Historiker Martin Schulze Wessel stellt den Krieg in den langen Kontext der russischen Expansion nach Westen und beschreibt, wie das Ausgreifen in die Ukraine und die Teilung Polens seit dem 18. Jahrhundert einen Irrweg in der russischen Geschichte begründeten, der als "Fluch des Imperiums" bis heute fortwirkt. Dabei zeigt er, wie eine fatale Ideenwelt entstehen konnte, die noch im 21. Jahrhundert in den Köpfen der Moskauer Führung spukt. Deutschland hat sich nach 1945 von seinem Fluch des Imperiums befreit und sich in Richtung Westen geöffnet. Russland steht dieser Weg noch bevor.
RUSSLAND ein Blick ins Innere
Die beiden Moskau-Korrespondenten arbeiten während einer „Spezialoperation“, aber ureigentlich befinden sie sich konkret in einem Krieg. Ihre Aufgabe ist die Berichterstattung für Hörfunk und Fernsehen aus Moskau in Richtung Österreich zu leisten. Für den Hörfunk und das Fernsehen. Die beiden Korrespondenten erzählen in ihrem neuen Buch vom Leben der Menschen unter Kriegsbedingungen. Ein am konkreten Alltag orientiertes Bild wird gezeichnet. Sie schreiben vom Kriegsbeginn an, was sie Tag für Tag erleben, wen sie treffen, wie die Menschen die Geschehnisse einschätzen. Die beiden Buchautoren empfinden sich nicht als Kriegs-Berichterstatter, denn Sie sind nicht in den Schützengräben in der Ukraine unterwegs. Das Buch ist eine anschauliche Innenansicht Russlands. Da geht ein Land als Aggressor in die Weltgeschichte ein, und wir sind Augen- und Ohrenzeuge. Der Leser erfährt auch sehr hautnah, was es heißt unter der Zensur zu arbeiten und wie es dennoch gelingen kann, eine kritische Haltung zu bewahren. Lehrreich, wie die russische Bürokratie die Journalisten bei der Einreise an den Flughäfen drangsaliert, wie subkutan Einfluss genommen wird.
Beide Korrespondenten wechseln sich als Kapitel-Autoren ab. Sie besuchen auch die Provinz, um ein Bild jenseits der Kapitale Moskau oder Leningrad zu zeichnen. Wir erfahren vom Grauen in Mariupol,
vom Kaltstellen der Opposition, vom Innenleben der Wagner-Söldnertruppen. Vom Ende der Meinungs- und Redefreiheit, von einer tief gespaltenen Gesellschaft.
Im Nachwort werden die Autoren in der in einem Nachwort am Ende dann doch gebotenen Kürze politisch. Sie sprechen von der Unvorhersehbarkeit der Lage, und von der Schuldfrage, die eines Tages
gestellt werden wird. Die Stärke des Buches ist die Nähe zu den Menschen und deren Schicksal, die Schwäche, die politische Analyse fällt mehr als knapp aus, aber vielleicht war ja genau das
gewollt.
Paul Krisai/Miriam Beller RUSSLAND VON INNEN Leben in Zeiten des Krieges Zsolnay
Paul Krisai wurde 1994 in Mödling bei Wien geboren und studierte Journalismus in Graz und Sankt Petersburg. Seit 2019 ist er Korrespondent im ORF-Büro Moskau, das er seit 2021 leitet. 2022 wurde er mit dem Robert-Hochner-Sonderpreis ausgezeichnet und zu Österreichs Journalisten des Jahres gewählt.
Miriam Beller, geboren 1988 in Vorarlberg, hat in Wien und Irland Internationale Entwicklung studiert, absolvierte anschließend die ORF-Akademie und berichtet seit 2021 als Korrespondentin für den ORF aus Moskau. 2022 wurde sie mit dem Robert-Hochner-Sonderpreis ausgezeichnet.
Schon 2007 erschienen
Der kaukasische Teufelskreis - ein Russlandbuch
Erich Follath Matthias Schepp Gasprom - Der Konzern des Zaren in:
Norbert Schreiber (Hg.): Russland. Der Kaukasische Teufelskreis oder Die lupenreine Demokratie Wieser Verlag Klagenfurt 2007 zuerst veröffentlicht in DER SPIEGEL.
Die Welt weiß viel über Exxon Mobil, General Electric, Toyota, Microsoft, die anderen Big Shots unter den Großunternehmen der Welt; sie weiß aber zu wenig über Gasprom. Was für ein Konzern ist das,
dessen Börsenkapitalisierung zwischenzeitlich 290 Milliarden Dollar überstiegen hat, dessen gegenwärtiger Marktwert höher ist als das Bruttosozialprodukt von 165 der 192 in der UNO vertretenen
Nationen? Wie tickt ein Unternehmen, das ein Sechstel der weltweiten Erdgasreserven kontrolliert und mit einem Fingerschnipsen die Energiezufuhr nach Westeuropa unterbrechen, unsere Wohnungen
erkalten lassen kann?
Die Gasprom-Story hat Helden und Halunken; sie spielt in den überheizten Politiker-Hinterzimmern von Moskau wie in der Eiseskälte von Sibirien, in den von Erpressung bedrohten Pipeline-Transitländern
Ukraine, Weißrussland und Armenien, »auf Schalke« im Ruhrgebiet der Malocher, wie auch im Schweizer Millionärssteuerparadies Zug und in Sotschi am Schwarzen Meer, Putins zweiter Sehnsuchtsstadt, wo
er mit den ebenfalls von Gasprom finanzierten Olympischen Spielen sein Lebenswerk krönen will. (…)
Weltmacht Gasprom, Europas wertvollster Kon¬zern, Putins Schwert: Auf dem großen Bildschirm im Kontrollzentrum kann mühelos die weltweite Expansion des Kraken besichtigt werden, dessen Fangarme in
alle Richtungen zuschlagen. Hier voll¬zieht sie sich zivilisiert, geräuschlos. Hier sind die wütenden Proteste der Regierungen nicht zu hören, für die die Gaspreise auf Weltmarktniveau angehoben
werden, weil Gasprom Geld braucht. Oder weil der Kreml Staaten bestraft, die sich wie die Ukraine und Georgien von Moskau ab- und der NATO und der EU zuwenden. Hierher dringen keine Debatten vor über
die zwischen den Herren Putin und Schröder abgesprochene Ostsee-Pipeline, den Ärger der Polen und Balten. Ungefähr in der Mitte der Europakarte blinkt die Pumpstation Kurskaja auf; von dort drehte
Gasprom der Ukraine Neujahr 2006 das Gas ab. Moskau hatte den Preis zunächst verdreifacht; die Verhandlungen mit Kiew drohten zu scheitern. Man einigte sich schließlich auf fast das Doppelte. Im
Januar 2007 wiederholte sich in Weißrussland das Spiel; tagelang stoppte Russland den Öl-Fluss. Wie¬der wurde den Westeuropäern bewusst, dass Gas und Öl für den Kreml auch politische Waffen sind.
Schon heute versorgt Gasprom rund 30 europäische Länder. Estland und die Slowakei hängen zu 100 Prozent am Gas aus dem Osten, Griechenland zu 80, Polen zu 60 und die Bundesrepublik Deutschland zu 36
Prozent.“